Egoismus ist schlecht – denk erst an die anderen und dann an Dich selbst. Das ist ein weiterer Glaubenssatz, der uns von Kindheit an eingehämmert wird. Wenn Du glaubst, dass Du zu allererst für das Glück der anderen sorgen musst, bevor Du an Dich denken darfst, bist Du voll in die Selbstlosigkeitsfalle getappt. Die Selbstlosigkeitsfalle ist besonders weit verbreitet und lauert überall. Viele Menschen suhlen sich geradezu in Ihrer Gutmenschlichkeit und ihrem angeblich selbstlosen Engagement für andere und fordern die gleiche „Selbstlosigkeit“ auch von anderen. In Wirklichkeit ist gesunder Egoismus eine Geisteshaltung, die mehr Glück verspricht.
Ist Selbstlosigkeit wirklich immer erstrebenswert oder ist es eine große Lüge?
Keine Frage, gerade in in Deutschland ist Selbstlosigkeit verbreitetes Ideal. Auch von Vertretern der Kirchen wird immer wieder Selbstlosigkeit gepredigt. Aber hat Selbstlosigkeit einen Nutzen für Dich oder ist es ein Glaubenssatz, dem jede vernünftige Grundlage fehlt?
Wenn wir das Glück anderer höher einschätzen als unserer eigenes Glück und unsere eigenen Bedürfnisse immer hinten an stellen, dann bedeutet das, dass wir nicht unser Leben so leben können wie wir es möchten. Und genau das ist die Definition von Freiheit.
Wir erinnern uns: Jeder Mensch strebt nach Glück und versucht sein Leben so zu leben, dass er möglichst viele glückliche Momente erlebt. Der eine widmet sein Leben der Aufgabe, die Wale oder den Regenwald zu retten, ein anderer beschließt sein Leben im Finanzamt zu verbringen und wieder ein anderer findet Befriedigung in der Tätigkeit als Drogenhändler oder Trickbetrüger. Die eine Frau findet ihr Glück als Ehefrau und widmet ihr Leben ganz ihrem Mann und ihren Kindern, eine andere entscheidet sich für eine Karriere in einer Bank.
Wir können jetzt diese verschiedene Lebensentwürfe einteilen: In solche die man als egoistisch und solche, die man als selbstlos bezeichnen könnte. Das ändert aber nichts daran, dass jeder dieser Menschen das macht, was ihn persönlich am meisten befriedigt. Letztlich handeln also alle diese Leute aus egoistischen Motiven. Jeder tut das, was ihn persönlich glücklich macht.
Jeder Mensch ist egoistisch.
Im Grunde ist Selbstlosigkeit gar kein Thema, denn jeder Mensch strebt immer nach seinem eigenen Glück, auch da wo er auf den ersten Blick selbstlos handelt.
Was wäre denn wenn alle Menschen selbstlos handeln würden?
Dass die Beweihräucherung der Selbstlosigkeit völliger Quatsch ist, zeigt uns ein einfaches Beispiel. Wie wäre es denn wenn wirklich alle Menschen selbstlos handeln würden und immer und in jedem Fall die eigenen Bedürfnisse zurückstellen würden um andere glücklich zu machen? Muss nicht, damit überhaupt jemand selbstlos handeln kann, jemand anders da sein, der nicht selbstlos handelt und die selbstlose Gabe des anderen annimmt?
Nehmen wir in unserem kleinen Gedankenexperiment mal an, dass das Glück ein großer roter Strandball wäre. Wir werfen also den Ball in eine Menge von lauter selbstlosen Menschen, von denen kein einziger egoistisch ist. Der erste Mensch der den Ball fängt wirft den Ball sofort zu seinem nächstbesten Nachbarn, der der will den Ball auf keinen Fall selbst behalten, um nicht als selbstsüchtig zu gelten. Auch der will den Ball auf keinen Fall für sich behalten und wirft ihn dem nächsten zu. Niemand möchte den Ball behalten und jeder verzichtet auf das Glück um jemanden anders glücklich zu machen.
In der Selbstlosigkeitsfalle wird niemand wirklich glücklich!
Selbst die Kinder, die den Ball bekommen, spielen nicht damit sondern geben ihn schnell wieder an einen Erwachsenen zurück, weil sie in der Schule gelernt haben, dass man nicht selbstsüchtig sein darf.
Wäre so eine Welt wirklich besser? Es ist ziemlich klar, dass so eine Welt niemals funktionieren könnte. Damit jemand selbstlos handeln kann und seinen eigenen Vorteil zu Gunsten von jemand anders aufgeben kann, braucht es immer einen anderen, der auch gewillt ist, diese Gabe auch anzunehmen. Der Empfänger handelt damit aber nicht selbstlos sondern egoistisch. Er profitiert von der Selbstlosigkeit des anderen, aber um den Preis selber auf einem niedrigeren moralischen Standard zu leben.
Das ganze Konzept der Selbstlosigkeit ergibt keinen Sinn. Selbstlosigkeit als generelles Ideal ist gefährlicher Bullshit. Es führt zuende gedacht, dazu dass niemand wirklich glücklich leben kann.
Die Selbstlosigkeitsfalle führt zu negativen Auswahlmöglichkeiten.
Wenn Du dem Ideal der Selbstlosigkeit nacheiferst, wirst Du ständig Dinge nicht tun, die Du eigentlich tun möchtest. Aus Furcht davor als egoistisch zu gelten. Wenn Du Dich auf das Spiel mit Der Selbstlosigkeit einlässt, machst Du wieder Dein eigenes Leben von der Meinung anderer abhängig und verzichtest auf Dein eigenes Glück, um andere glücklich zu machen. Vermeintlich glücklich. Denn ob Dein Verzicht wirklich in allen Fällen jemand anders glücklich macht, ist nicht gesagt. Du wirst in vielen Fällen nur deshalb auf etwas verzichten, um nicht als egoistisch zu gelten, völlig egal ob jemand anders etwas davon hat oder nicht.
Wir haben aber in einem früheren Artikel bereits gelernt, dass es ein wichtiges Merkmal eines freien Menschen ist, stets positive Wahlmöglichkeiten zu haben. Wir erinnern uns: Positive Wahlmöglichkeiten bedeutet, Du kannst Entscheidungen frei treffen mit dem Ziel, Dein persönliches Glück zu steigern. Bei negativen Wahlmöglichkeiten ist es genau anders herum.
Die Selbstlosigkeitsfalle: Negative Wahlmöglichkeiten beschneiden Deine Freiheit.
Triffst Du negative Entscheidungen, dann musst Du eine Wahl treffen, bei der Du lediglich versuchst, Ärger und Probleme zu vermeiden. Du bist zu dieser Entscheidung durch äußere Umstände gezwungen und hast somit nur die Wahl zwischen verschiedenen Übeln. Die Selbstlosigkeitsfalle führt unweigerlich zu vielen negativ motivierten Entscheidungen. Schon aus diesem Grund ist Selbstlosigkeit kein Freund Deiner persönlichen Freiheit.
Du bist in der Falle, wenn Du das Gefühl hast, einen Teil Ihres Einkommens den Armen geben zu müssen, oder wenn Du der Meinung bist, dass Dein Land, Deine Gemeinde oder Deine Familie zuerst Anspruch auf Deine Zeit, Energie oder Dein Geld hat. Du bist jedes Mal in der Falle der Selbstlosigkeit, wenn Du negative Entscheidungen triffst, die verhindern sollen, dass Du als „egoistisch“ bezeichnet wirst.
Es spricht nichts dagegen anderen zu helfen oder jemandem ein Geschenk zu machen, um Deine Zuneigung auszudrücken. Der Unterschied zur Selbstlosigkeitsfalle besteht darin, dass Du es aus freiem Willen tust, weil Du der betreffenden Person helfen möchtest oder sie glücklich machen möchtest und nicht aus der Furcht heraus, ansonsten als egoistisch zu gelten.
Anderen helfen – Der Schlüssel zum Glück?
Es ist völlig normal und in Ordnung, dass Du den Menschen helfen willst und etwas Gutes tun möchtest, die Dir nahe stehen. In diesem Fall tust Du das weil Du Dich besser fühlst, wenn Du den Menschen, die Fu gern hast, etwas Gutes tust. Darauf leiten manche Leute den Schluss ab, dass selbstloses Handeln automatisch zum Glück führt. In dem Du andere Menschen glücklich machst, färbt deren Glück automatisch auf Dich ab und macht damit auch Dich zu einem glücklichen Menschen. Das hört sich auf den ersten Blick gut an, aber wie wir wissen bedeutet Glück für jeden Menschen etwas anderes. Und so kann es durchaus sein, dass es Dich eben nicht glücklich macht, selbstlos zu handeln und damit andere glücklich zu machen.
Wenn Du diese Norm von jemand anders als Deine eigenen übernimmst, gehst Du damit neben der Selbstlosigkeitsfalle gleichzeitig auch in die Identitätsfalle weil Du versuchst jemand zu sein, der Du Dich nicht bist.
Unverlangte Geschenke machen mehr Probleme als Freude
Davon abgesehen weißt Du oft überhaupt nicht, was jemand anders gerade wirklich glücklich machen würde. Unverlangte Gefallen und unverlangte, „Selbstlose“ Geschenke machen oft den Empfänger gar nicht glücklich. Im Gegenteil. Hast Du schon einmal ein unverlangtes Geschenk bekommen, mit dem Du eigentlich nichts anfangen konntest und für dass Du dann am Ende Freude und Begeisterung geheuchelt hast, weil Du nicht unhöflich sein wolltest?
Vielleicht weißt Du viel über die Wünsche Deiner intimen Freunde. Aber wahlloses Schenken und Geben ist normalerweise eine Verschwendung von Ressourcen – oder, schlimmer noch, es kann die gut durchdachten Pläne des Empfängers durcheinander bringen. Wenn Du jemand anderem etwas gibst, gibst Du ihm vielleicht etwas, das er schätzt – aber wahrscheinlich nicht das, was er gerade für am Wichtigsten hält.
Wenn Du unbedingt jemanden glücklich machen willst, dann mach das doch mit der Person, deren Bedürfnisse Du genau kannst. Verschwende nicht Deine Ressourcen. Mach die einzigste Person glücklich, die Du wirklich kennst und bei der Du sicher weißt, dass Deine Bemühungen nicht verschwendet sind.
Mach Dich selbst glücklich.
Der Weg aus der Selbstlosigkeitsfalle
In der Welt der Selbstlosigkeits-Fetischisten gibt es nur zwei Wahlmöglichkeiten: Entweder opferst Du Dich für das Wohl der anderen auf oder die anderen opfern ihr Wohl für Dich. Bei beiden Wahlmöglichkeiten verliert jemand. Würde die Welt wirklich so funktionieren wäre es wahrscheinlich das beste sich einen feuchten Strick zu nehmen und sich am nächsten stabilen Baum aufzuhängen, um diesem Jammertal zu entfliehen.
Zum Glück ist diese Welt nicht die Realität. Denn es gibt einen einfachen Weg aus der Selbstlosigkeitsfalle. Jeder Mensch hat unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse. Und deshalb gibt es vielfältige Wege für einen gegenseitigen Austausch der für alle beteiligten vorteilhaft. Es ist der gegenseitige Austausch auf Basis gegenseitigen Vorteils, der einen Ausweg aus der Selbstlosigkeitsfalle bietet.
Du musst Dich nicht für die Bedürfnisse anderer Menschen aufopfern. Und ebenso wenig müssen sich andere für Dich aufopfern. Zu so einer so Situation kann es nur kommen, wenn sich zwei Menschen, die grundsätzlich inkompatibel miteinander sind, aufeinander einlassen. Wenn Dein Partner ein geselliger Mensch ist, der gerne ausgeht und Du bist am liebsten allein zu Hause und liest ein Buch, oder Dein Partner ist eingefleischter Vegetarier, Du bist hingegen überzeugter Fleischesser – in solchen Fällen muss einer seine Bedürfnisse zugunsten des anderen aufgeben. Oder man lebt beziehungslos nebeneinander her.
Ein erfolgreicher Egoist ist immer offen für die Bedürfnisse und Wünsche seiner Mitmenschen. Aber er stellt deren Bedürfnisse niemals über seine eigenen. Stattdessen sieht er die Wünsche und Bedürfnisse der anderen als Chance und Gelegenheit für sich selbst.
Kämpfe für Dein eigenes Glück.
Es wird immer wieder passieren, dass andere Menschen versuchen, Dich mit der Selbstlosigkeitsfalle unter Druck zu setzen. Sie können dabei eine Vielzahl von Gründen vorschieben. Der Hebel ist aber immer Schuld. Sie versuchen ein Schuldgefühl einzureden und es läuft immer darauf hinaus, dass Du Deine eigenen Wünsche für ihre zurückstellen sollst.
Lass Dich nicht darauf ein. Denn sie wollen die Selbstlosigkeitsfalle benutzen um ihre ureigensten, egoistischen Interessen durchzusetzen. Wenn jemand permanent versucht, Dich mit der Selbstlosigkeitsfalle unter Druck zu setzen, solltest Du ernsthaft darüber nachdenken, den Kontakt zu der Person abzubrechen.
Auf jeden Fall wird es wesentlich leichter, dem Druck zu widerstehen und Deine eigenen Interessen durchzusetzen, wenn Du Dir immer wieder klar machst: Auch die anderen, egal wie selbstlos sie sich gebärden, sind immer nur an ihrem eigenen Glück interessiert.