Die Moralfalle ist ein weiterer Klassiker unter den Fallen. Sie ist weit verbreitet und hält sehr viele Menschen davon ab, sie selbst zu sein. Was geschieht, wenn ein Mensch der Moralfalle zum Opfer fällt? Muss es nicht eine übergeordnete Moral geben, die uns sagt was gut und was böse, was richtig und falsch ist? Gibt es überhaupt die eine Moral? Und wie kann man der Moralfalle entkommen und trotzdem ein selbstbestimmtes Leben führen?
Was ist die Moralfalle?
Wenn Du in die Moralfalle tappst, unterwirfst Du Dich einem Moralkodex der von anderen Menschen entworfen worden ist und mit Deinen Wünschen und Bedürfnissen nichts zu tun haben muss. Du unterwirfst Dich Regeln, die angeblich moralisch sind und unterdrückst Deine eigenen Bedürfnisse. Du wirst also wieder einmal fremdbestimmt. Was für Regeln das sind, kann sich im Laufe der Zeit durchaus ändern.
Während es in der Nachkriegszeit noch illegal und unmoralisch war, eine homosexuelle Beziehung zu haben, ist es heutzutage schon fast die Voraussetzung, um in den etablierten Medien eine Karriere zu machen. Stattdessen musst Du Dich heute schief angucken lassen, wenn Du zugibst, nicht an den Klimawandel zu glauben und gerne Fleisch zu essen. Was moralisch und unmoralisch ist, kann sich im Laufe der Zeit wandeln.
Festgelegt wird dieser Moralkodex aber immer von anderen. Dabei gibt es einem starken gesellschaftlichen Druck in der Öffentlichkeit mit diesem Moralkodex konform zu gehen. Damit ist die Moralfalle eine Variante der Identitätsfalle: Du versuchst einem Moralkodex zu genügen, den andere Menschen aufgestellt haben und versuchst damit, jemand zu sein, der Du nicht bist, um deren Erwartungen gerecht zu werden. Die Moralfalle ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und man kann sehr leicht darin gefangen werden. Denn sich der Moralfalle zu entziehen, bedeutet oft gegen den Strom zu schwimmen. Kaum jemand hat den Mut, sich anders zu verhalten als die Mehrheit, weil dies immer Ablehnung hervorruft.
Da Du ständig mehrere Ziele gleichzeitig verfolgst, kann es sein, dass etwas was kurzfristig verlockend ist, mit langfristigen, anderen Zielen, die Dir wichtiger oder genau so wichtig sind, in Konflikt gerät.
Was ist Moral?
Was Moral genau ist, ist für die meisten Menschen ziemlich vage. Es läuft darauf hinaus, zu unterscheiden, was richtig und was falsch ist. Aber wer bestimmt das? Und nach welchen Gesichtspunkten wird diese Einteilung vorgenommen? Wenn wir uns das Konzept der Moral näher ansehen, können wir frei verschiedene Arten der Moral unterscheiden:
- Persönliche Moral
- Universelle Moral
- Absolute Moral
Persönliche Moral – Der Ausweg aus der Moralfalle
Wir wissen ja bereits: Alles was Du tust hat das Ziel Dein eigenes Glück zu vergrößern. Jede Handlung, die Du begehst hat Konsequenzen. In den meisten Fällen hat jede Handlung nicht nur ein Resultat sonder wirkt sich auf mehreren Ebenen aus. Dabei kann es sein, dass Du zwar das erwünschte Resultat erzielst, daneben aber auch mit unerwünschten Ergebnissen rechnen musst. Um ein sehr einfaches Beispiel zu verwenden: Du möchtest Dein fehlendes Selbstbewusstsein mit einer ordentlichen Dosis Kokain aufmöbeln. Das kann durchaus für kurze Zeit zum erwünschten Ergebnis führen. Du kannst aber auch wegen Drogenmissbrauchs angeklagt werden oder gesundheitlichen Schaden erleiden. Vielleicht wirst Du süchtig. Oder Du bekommst einen Schlaganfall von einer Überdosis. Du musst also immer damit rechnen, dass Deine Handlungen neben den erwünschten auch unerwünschte Ergebnisse haben können.
Kurzfristiges Denken führt oft zu falschen Lösungen
Nehmen wir an Du möchtest schnellstmöglich zu viel Geld kommen. Eine Option wäre eine Waffe zu besorgen und einen Geldtransporter zu überfallen. Du wirst damit zunächst schnell das gewünschte Ergebnis mit wenig Aufwand erzielen. Aber das Geld ist ja nicht dass, was Du langfristig möchtest. Du möchtest es ja auch ausgeben, um den Lebenstil zu führen, den Du Dir erträumst. Tatsächlich wirst Du Probleme haben das Geld los zu werden. Die Scheine sind vielleicht registriert. Oder landest im Knast und hast gar keine Gelegenheit mehr, die Früchte Deiner „Arbeit“ zu genießen.
Zu sagen, alles was ich will ist viel Geld, 100.000 Euro, bedeutet, die Sache nicht zu Ende zu denken. Das Geld ist nicht das Endergebnis was Du erzielen möchtest, sondern nur das Mittel zum Zweck für weitergehende Ziele. Wenn Du so kurzfristig denkst, ohne Dir über die langfristigen Folgen Gedanken machst, kannst Du Dich in eine gefährliche Sackgasse manövrieren. Im ersten Beispiel wirst Du vielleicht ein Drogenwrack, im zweiten Fall landest Du wahrscheinlich im Knast.
Letztlich geht es Dir nicht nur um das das Geld, sondern Dein Ziel müsste genau formuliert lauten: Ich hätte gerne so viel geld dass ich mein Leben so leben kann wie ich es möchte ohne mir Geldsorgen zu machen. Ich möchte dabei niemanden schädigen und auch nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Der Erwerb des Geldes darf nicht andere Werte und Ziele schädigen, die für mich genauso wichtig oder sogar noch wichtiger sind.
Du musst also immer versuchen, die Dinge in einem größeren Zusammenhang zu sehen.
Was ist ein sinnvoller Moralkodex?
Du kannst niemals wirklich alle Konsequenzen Deiner Handlungen überblicken. Dazu ist die Welt zu komplex. Du brauchst daher ein allgemeines Gerüst von regeln, nach denen Du Dein Handeln ausrichten kannst, auch wenn Dir nicht alle Konsequenten im Detail klar sind.
Diese Regeln sind sinnvoll wenn sie zwei Zwecke erfüllen:
- Dich vor potentiell gefährlichen Handlungen zu bewahren
- Dich auf Kurs halten und dafür sorgen, dass Deine wichtigsten Ziele Priorität haben.
Die wichtigste Frage, die beantwortet werden muss: „Kann ich etwas, was ich haben möchte bekommen, ohne dass ich deswegen Schaden an anderen Lebensbereichen oder zukünftigen Zielen verursache, die mir genauso wichtig oder noch wichtiger sind?“ Diese Frage bildet die Grundlage für jeden persönlichen Moralkodex. Dein persönlicher Moralkodex hat die Aufgabe, Dich auf dem Lebensweg in der Spur zu halten. Er sorgt dafür, dass Du bei Deinen Entscheidungen alle relevanten Konsequenzen berücksichtigst. Relevant sind die Folgen Deiner Handlungen, die Dich selbst betreffen. Handlungen die andere betreffen sind nur insoweit wichtig, insofern deren Reaktion auf Deine Handlungen wieder Folgen für Dich haben kann.
Du musst Deinen eigenen Moralkodex entwickeln
Dein persönlicher Moralkodex sind quasi Deine Verkehrsregeln auf Deinem Weg zum persönlichen Glück. Es ist sehr wichtig, dass Du so einen Moralkodex für Dich festlegst. Wir werden uns in einem späteren Artikel ansehen, wie Du dabei vorgehen kannst. Und natürlich kann ich Dir auch bei einem persönlichen Coaching bei diesem Prozess helfen. Du musst Deinen Moralkodex selbst entwickeln. Das ist extrem wichtig. Nur Du kannst das, denn Du musst dabei Deine Schwächen und Stärken, Bedürfnisse und Fähigkeiten und Dein Gefühlsleben berücksichtigen. Vor allem aber muss Dein Moralkodex Deine individuellen Ziele berücksichtigen.
Ein Moralkodex, der Dir dabei im Weg steht, Deine Ziele zu erreichen, ist sinnlos. Er wäre nur ein Hemmschuh, eine ständige Bremse dabei, Dein Glück zu finden. Deswegen iste s auch so wichtig, dass Du nach Deinem eigenen Moralkodex handelst und nicht nach einem fremd bestimmten.
Dein persönlicher Moralkodex muss nicht jede Kleinigkeit und jedes Detail in Deinem Leben berücksichtigen. Ob Du 10 Euro für eine Pizza ausgibst oder nicht wird für Dein Leben keine großen Folgen haben. Ob Du aber einen Kredit von 250.000 Euro für einen Hausbau ausgibst, ist es eine Entscheidung, die massiven Einfluss auf Deine anderen Ziele und den restlichen Verlauf Deines Lebens ausüben kann. Dein persönlicher Moralkodex muss sicherstellen, dass Deine wichtigen Entscheidungen in die richtige Richtung laufen. Moralische Fragen sind dann wichtig, wenn Deine Handlungen schwerwiegende Konsequenzen haben können.

Universelle Moral: Eine Moralfalle für alle?
Manchmal kommt es vor dass jemand sein Leben offensichtlich besonders gut meistert. Derjenige scheint weise zu sein, gat Charisma und lebt offesichtkich ein erfülltes Leben. Nicht selten veröffentlichen solche Menschen auch ihre Philosophie und ihren Moralkodex und finden dann zahlreiche Anhänger, die nach dieser Moral leben wollen. Es gibt eine Menge Beispiele für solche großen Philosophen. Aber auch obskure Sektenführer können in diese Kategorie fallen. Der Moralkodex dieser Menschen erscheint einleuchtend und so ist die Versuchung groß, diese Maßstäbe einfach zu übernehmen und darauf eine allgemeingültige Moral zu entwickeln, die für alle anwendbar ist. Ein typisches Beispiel könnte zum Beispiel die Morallehre von Immanuel Kant mit dem kategorischen Imperativ sein. Auch die Lehren des Konfuzius können in diese Kategorie fallen. Aber auch zum Beispiel die Ansichten von Philosophen wie Erich Fromm oder meinet wegen auch Richard David Precht fallen in diese Kategorie.
Das Problem: Buddha, Konfuzius und Kant waren nicht Du.
Sie hatten vielleicht völlig andere Ziele und Wünsche in ihrem Leben. Es kann durchaus sinnvoll sein, sich mit ihren Lehren zu befassen. Du solltest dabei aber immer im Hinterkopf halten, dass diese Lehren nicht der Weisheit letzter Schluss sind und dass Du womöglich andere Vorstellungen von einem erfüllten Leben hast. Ich will gar nicht bezweifeln, dass diese Leute interessante Denkanstöße liefern können. Aber gerade bei Büchern, die philophischer oder religiöser Natur sind, solltest Du die Inhalte immer kritisch hinterfragen und Dir die Frage stellen, ob diese Glaubenssätze auf Dich anwendbar sind.
So eine universelle Moral, die von einem anderen Menschen übernommen wird – und sei der noch so klug – bergen immer die Gefahr, dass Du wieder in der Moralfalle landest und Dein Leben nach moralischen Grundsätzen von jemandem ausrichtest, der oft schon lange nicht mehr am Leben ist und ein völlig anderer mensch mit einem völlig anderen leben war, als Du es bist. Es führt kein Weg daran vorbei, dass Du Dir Deinen eigenen Moralkodex schaffst, wenn Du ein freier Mensch sein willst. Ansonsten wirst Du wieder Dein Leben an Regeln ausrichten, di e jemand anders für Dich erdacht hat. Du kannst Natürlich Dein Leben komplett nach den Grundsätzen von Buddha oder Kant ausrichten und Dich bewusst dafür entscheiden., Aber dann wirst Du vermutlich bei etlichen Deiner Wünsche und Ziele Abstriche machen müssen, weil sie nicht mit dem fremden universellen Moralkodex kompatibel sind.
Absolute Moral: Gott will es so.
Zur universellen Moral gibt es noch eine Steigerung: Die absolute Moral. Dabei handelt es sich um einen Moralkodex, der von einer absoluten höheren Autorität stammt und für die gesamte Gesellschaft durchgesetzt wird. Häufig hat die absolute Moral einen religiösen Grund wird direkt Gott zugeschrieben, wie es beispielsweise bei den zehn Geboten der Fall ist.
Die ersten beiden Typen von Moral, die persönliche Moral und die universelle Moral haben das Ziel, Deinem eigenen Glück zu dienen und Dein Wohlbefinden zu fördern. Bei der absoluten Moral ist es anders. Sie verlangt Unterwerfung und die Bereitschaft aller, ihr eigenes Glück hinter die Grundsätze der absoluten Moral zurück zu stellen.
Absolute Moral ist wichtiger als Dein eigenes Glück
Absolute Moral ist die häufigste Art von Moral und kann ziemlich erdrückend sein. Du kannst dazu gebracht werden, Dich für„egoistisch“, „launisch“, „triebhaft“, „hedonistisch“ oder „rücksichtslos“ zu halten, wenn Du darauf beharrst, dass Dein eigenes Glück für Dich das Wichtigste in Deinem Leben ist. Aber was könnte wichtiger sein als Dein Glück? Es heißt, dass ein autoritärer Moralkodex notwendig ist, um die Gesellschaft zu schützen.
Aber wer ist die Gesellschaft? Ist es nicht nur eine große Gruppe von Menschen, die alle unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie man leben soll?
Und wenn Die Gesellschaft Dich zwingt, Deine eigenen Vorstellungen vom Glück zugunsten den Moralvorstellungen „der Gesellschaft“ aufzugeben, welchen Wert hat dann diese Gesellschaft für Dich? Ist es dann nicht besser, nicht zu dieser Gesellschaft zu gehören und Dein Glück woanders zu finden?
Wer war dabei als Gott zu den Menschen sprach und die zehn Gebote herab sandte?
Häufig wird behauptet, dass Gott diese Regeln erlassen hat, zum Beispiel im Koran oder in den zehn geboten der Bibel. Und viele dieser Regeln sind durchaus sinnvoll. So sind die meisten der zehn Gebote wirklich eine gute Basis für das menschliche Zusammen leben. Aber wer will mit Bestimmtheit sagen, dass diese Regeln wirklich von Gott stammen? Aufgeschrieben und überliefert wurden sie jedenfalls immer von Menschen. Und kann man heute wirklich noch nachvollziehen, wie die zehn Gebote zustande gekommen sind? Und was geschieht, wenn man sich nicht an diese Gebote hält? Wir wird man dann sanktioniert? Durch verbrennen? Oder durch Abhacken von Körperteilen wie in manchen islamischen Ländern?
Es gibt aber keine absoluter Moral, der Du Dich unterwerfen musst. Selbst dann wenn Du Dich danach entschließt, nach den Geboten der Bibel zu leben, was Dein Gutes Recht ist, dann sollte dass Deine wohlüberlegte Entscheidung sein und nicht eine von außen aufgezwungene Moral. Typisch für eine absolute Moral ist das Androhen von Konsequenzen, wenn Du Dich nicht dem Moralkodex unterwirfst. So wirst Du zum Beispiel nicht in den Himmel kommen. Man wird Dir vorwerfen, die öffentliche Moral zu untergraben, Du bist ein schlechter Umgang usw.
Nehmen wir an Du willst Dein Leben strikt nach der Bibel oder dem Koran ausrichten. Oder einer beliebigen anderen heiligen Schrift. Es gibt immer Abschnitte darin, die sich zu widersprechen scheinen. Der Gläubige wird sagen, dass es der richtigen Interpretation der Schriften bedarf. Aber da kommen dann wieder die Ansichten von Menschen ins Spiel, wenn es darum geht, den göttlichen Befehl zu deuten. Du musst entscheiden, was richtig und was falsch ist und keine Lehre von außen kann Dir diese Entscheidung abnehmen. Anderenfalls bist Du nur ein Roboter, der von einem fremden Programm gesteuert wird.
Zusammenfassung: Die Moralfalle
Du bist immer dann in der Moralfalle gelandet, wenn Du Dein Leben nach einem Moralkodex ausrichtest, den andere für Dich erdacht haben. Du bist dann dazu gezwungen, wichtige Bedürfnisse, Wünsche und Ziele zu unterdrücken um mit diesem Moralkodex konform zu gehen.
Es führt kein Weg daran vorbei, dass Du einen eigenen Moralkodex entwickelst. Das mag bei vielen Menschen erst einmal eine Abwehrhaltung hervorrufen, tatsächlich ist es aber der einzige Weg in die Freiheit. Deine Moral hat die Funktion, Dir dabei zu helfen, Deine Ziele zu erreichen und dabei Dein Lebensschiff auf Kurs zu halten. Sie ist dazu da, dass Du die Konsequenzen Deiner Handlungen im Blick behältst und Deine Entscheidungen so treffen kannst, dass das größtmögliche Glück für Dich dabei herauskommt.
Einen eigenen Moralkodex zu entwickeln ist alles andere als einfach. Du wirst diese Aufgabe wahrscheinlich nicht in wenigen Tagen oder Wochen erledigen können. Realistisch sind eher einige Monate. Bis zur endgültigen Fassung kann es sogar Jahre dauern. Bevor Du aber daran gehst, einen eigenen Moralkodex zu entwickeln, solltest Du Dir erst einmal darüber klar werden, nach welchem Moralkodex Du bisher gelebt hast. Dazu musst Du alle Deine bisherigen moralischen Glaubenssätze schonungslos auf den Prüfstand stellen und genau hinterfragen.
Erst danach kannst Du ernsthaft damit beginnen, Dir über Deine zukünftige, eigene Moral Gedanken zu machen.